Märkischer Sonntag | Grenzwerte offline und online

DREIST e.V. startet mit neuem Projekt Brandenburgweit / Zurzeit läuft es in der Stadt in der Bruno-H.-Bürgel-Schule 

Eberswalde (saschu). "Ab wann kann mein Kind allein ins Internet?" ist auf den Elternabenden eine der häufig gestellten Fragen an Tale Meyer. Sie ist die medienkompetente Trainerin im neuen Projekt des DEIST e.V., das gerade an der Bruno-H.-Bürgel-Schule in Eberswalde läuft. Ihre Antwort: Wenn sie es auch allein in den Supermarkt schicken würden. 

Erwachsene erleben oftmals eine Trennung zwischen der realen und der viruellen Welt, so die 36-Jährige Fachfrau. Da das foto- und videofähige Handy unter Kindern und Jugendlichen Standard ist und sie mit großer Selbstverständlichkeit über soziale Netzwerke kommunizieren, fällt es den meistens ungeübten Müttern, Vätern, Pädagogen schwer, diesen "Kosmos" zu verstehen. 

Wie sollen sie dort ihren Nachwuchs schützen? "Cybergrooming" und Cybermobbing nehmen erschreckende Ausmaße an. Cybergrooming bedeutet etwa sinngemäß Internet-Streicheln. Damit wird das gezielte Ansprechen von Menschen im Netz mit dem Ziel der Anbahnung sexueller Kontakte bezeichnet. 

Es handelt sich um eine besondere Form der sexuellen Belästigung im Internet, erklärt Anke Sieber, die Bildungsreferentin und Projektleiterin des Vereins, der sich seit über 20 Jahren mit geschlechtsspezifischer Arbeit und Prävention beschäftigt. Das ist die Situation, in der DREIST mit GrenzWerte sein neues Präventionsangebot entwickelte. 

Wieder hat das Team ein Paket zusammengestellt, das dieses Mal 8- bis 13-jährige Mädchen und Jungen, deren Eltern und LehrerInnen bzw. ErzieherInnen gleichermaßen einbezieht. 

So gibt es einen Elternabend, in dem unter anderem eine mögliche Inernetvereinbarung mit dem Kind für Eltern diskutiert wird. "Regel Nummer 1 für Erwachsene: Ich interessiere mich für das, was mein Kind im Internet macht. Ab und zu surfe ich mit meinem Kind im Netz. Ich sage nicht gleich "Nein" wenn mein Kind im Internet etwas ausprobieren möchte". 

Dann schließt sich die Fortbildung für die PädagogInnen an. Für die Heranwachsenden wurden extra Theaterszenen entwickelt (siehe Foto). Die Hauptfiguren Marieke und Tobias agieren zu Themen wie Beleidigung, Bedrohung, Mobbing, sexuelle Gewalt online oder offline, im Netz oder auf der Straße. Die Szenen werden angespielt und gemeinsam mit den jungen Zuschauern weiterentwickelt. "So können sie verschiedene Strategien erproben" meint Anke Sieber. 

Der DREIST e.V. verfolgte diesen spielerischen Ansatz bereits in seinem seit Jahren gefragen Projekt "SpielGrenze", in dem er für 3- bis 8-jährige Kinder das Thema sexuelle Übergriffe in einem Puppenspiel anspricht. Der beste Schutz vor Grenzverletzungen sind starke, selbstbewusste Kinder und Jugendliche, Kinder, die ihren Gefühlen trauen. Die Nein-Sagen können. Das zu üben, ist "GrenzWerte" eine ganz zeitgemäße Form für Kinder und Jugendliche ,aber auch für Eltern und Pädagogen, meint Anke Sieber. Das Projekt wird ausschließlich über Stiftungsmittel gefördert. Für das erste Jahr engagierten sich die Aktion Mensch gemeinsam mit der Stiftung "großes Waisenhaus zu Potsdam". Die Stiftung World Childhood Foundation zeigt ebenfalls Interese, um das für drei Jahre geplante Projekt zu unterstützen. Das Projekt GrenzWerte läuft in Schulen, Horts oder anderen Freizeiteinrichtungen. Die Akteure waren schon in Potsdam, zwei Buchungen aus Teltow, Hohen Neuendorf und von "Nordlicht" in Kooperation mit der Förderschule Nordend aus Eberswalde liegen vor. 

Bei Interesse beim DREIST e.V. Tel.: 03334/22669. 

Eine Faustregel für die Kinder und Jugendlichen hat Tale Meyer zum Schluss: Stelle nur das bei Facebook oder anderswo ein, das du auch in deiner Schule an die Pinnwand heften würdest.

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