Schutz vor Mobbing und sexuellen Übergriffen

Olav Schröder/ 29.03.2019, 20:01 Uhr/ MOZ.de
In zwei Präventionsprojekten gibt der Verein „Dreist“ Hinweise, wie sich Eltern, Kinder und Pädagogen in kritischen Situationen bis hin zum sexuellem Missbrauch verhalten können. Im Mittelpunkt stehen Theaterszenen, Gespräche und Forbildungsrunden.

In der Turnhalle der Grundschule Marienwerder herrscht eine fröhliche Stimmung. Gleich werden die Theaterpädagogen und Schauspieler Martine Schoenmarkers und Dieter Bolte kleine Szenen spielen. Es geht um eine Fahrt ins Zeltlager, ein Streit entsteht, weil sich der erfundene Schüler „Tobias“ nicht von Mitschülerin „Marieke“ kitzeln lassen will. In diesem Moment stoppt Medienpädagogin Susanne Schmitt die Szene und alle Schüler können nun Vorschläge machen, wie sich „Tobias“ verhalten kann. Er könnte offen ansprechen, dass ihn das Kitzeln stört, vielleicht entschuldigt sich „Mareike“ und die beiden bleiben Freunde, sagen die Grundschüler. Und so geschieht es dann auch, als die Szene fortgesetzt wird.

Andere Theaterszenen folgen: Einem Schüler wird das Handy gestohlen, er wird gegen seinen Willen fotografiert. Oder eine Familienangehörige kommt zu Besuch, von ihren „feuchten Schmuseküssen“ will „Tobias“ aber nichts wissen. Wieder finden die Schüler im Gespräch mit den Schauspielern um Susanne Schmitt Lösungen. Es geht darum, Unterstützung zu suchen, mit Eltern oder Lehrern über Probleme zu sprechen. Sie erörtern, ob „Hilfe holen“ schon „petzen“ ist. Wieder werden die Lösungen vorgespielt.

Das Besondere der beiden Dreist-Projekte „Grenzwerte“ für Kinder von 8 bis 13 Jahren und „SpielGrenze+“ für Kinder ab vier Jahren ist die Vorbereitung, sagt Projektleiterin Anke Sieber von „Dreist“. Denn bevor die Theaterszenen vorgespielt werden, gibt es Fortbildungsveranstaltungen mit den Lehrkräften und anschließend Elternabende. Dabei geht es auch um mögliche Anzeichen für sexuellen Missbrauch, über unterstützende Maßnahmen und Verhaltensratschläge bei Verdachtsfällen. „Erst dann wird mit den Kindern gearbeitet“, erklärt Anke Sieber. Dann seien auch die Erwachsenen verlässliche Ansprechpartner, wenn die Kinder nachfragen. Um so wichtiger sei dies, wenn es um Fälle wie Cybermobbing sowie sexuelle Übergriffe oder Missbrauch geht. Die Theaterpädagogen spielen nun Szenen, in denen ein Mädchen im Einzelunterricht von einem Lehrer berührt wird beziehungsweise ein Junge von seinem Onkel zum Anschauen eines Erotikvideos gezwungen wird. Dass es auch hier richtig ist, sich an Eltern, Lehrer oder andere Vertraute zu wenden, erörtern die Schüler schnell. Über „schlechte Geheimnisse“ darf ruhig gesprochen werden, ohne ein schlechtes Gewissen zu bekommen. Doch was tun, wenn Erwachsene einem Kind nicht glauben, was es erzählt? Auch hier gilt die Ermutigung, weiter Hilfe zu suchen und nicht die Probleme in sich hineinzufressen. Die Theaterszenen bilden einen Schutzraum, um zu den eigenen Gefühlen zu stehen, das Neinsagen zu üben und Hilfe zu holen. Ist niemand zu finden, gibt es schließlich noch ein Kärtchen mit der „Nummer gegen Kummer“ 0800 1110333.

„Dreist“ ist als Verein der Jugendhilfe 1997 in Eberswalde gegründet worden. Die Prävention gegen sexuellen Missbrauch bildet einen Arbeitsschwerpunkt. Kontakt: www.dreist-ev.de

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